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Der Perzlhof

Heute reiht sich der Perzlhof nahtlos in die Häuserzeile der Manker Straße ein. Ein paar hundert Jahre lang stand er allein zwischen Wiesen und Bäumen, hatte Türme und einen Wehrgang mit Schießscharten. Seine Erbauer stammten vom ungarischen Adelsgeschlecht der Perczel ab. Sie mussten zur Zeit der Mongolenstürme im 13. Jahrhundert ihr Zuhause verlassen und errichteten in Wieselburg ein neues Anwesen. Als sich die politische Lage wieder zu ihren Gunsten veränderte, gingen die Perczel zurück nach Ungarn. Der letzte überlebende Perczel floh während des Ungarnaufstandes 1956 nach Österreich und entdeckte das Anwesen seiner Vorfahren, das er aus den Überlieferungen in seiner Familie gekannt hatte. 

Eigentümer im Lauf der Zeit

Nachdem die Perczel im 13. Jahrhundert ihr Anwesen verlassen hatten, war Otto von Randegg im Jahr 1229 der erste nachweisbare Besitzer des „freien Edelsitzes Perzelhoff“. Seine Nachfahren besaßen den Perzlhof bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Auf dem steinernen Träger des Balkons im Innenhof findet sich die Jahreszahl 1561. Damals dürfte es den ersten großen Umbau gegeben haben. Aus dieser Zeit stammen auch die Blendarkaden und das Gitter des kleinen Balkons. Erst 1672 wurde Ferdinand Geymann als nächster Besitzer erwähnt und in den kommenden Jahrhunderten wechselte der Perzlhof gleich mehrere Male seine adeligen Eigentümer. 

1806 kam der Hof an Fürstin Josepha von Khevenhüller-Metsch, die ihn an Kaiser Franz I. verkaufte. Der Kaiser schätzte Schloss Weinzierl als seine Sommerresidenz und erwarb über die Jahre sämtliche herrschaftliche Anwesen der Umgebung. Der Perzlhof wurde zum Verwaltungszentrum der vereinigten Güter, zu denen auch das Marktschloss, das Schloss Rottenhaus und der Breitenhof gehörten, umgebaut. Ab 1848 war er Sitz der k.u.k. Forst- und Domänenverwaltung. Als 1910 der Dachboden entrümpelt wurde, fand sich eine Folterbank mit Lederriemen zum Anschnallen der Delinquenten – ein Relikt der Gerichtsbarkeit, die eine Zeit lang dort ausgeübt wurde. Marko von der Zell erwarb die Bank und verwendete sie fortan zum Schweinehacken. Mit dem Ende der Monarchie gelangte der Perzlhof in den Besitz der Republik Österreich und wurde zum Waldbauhof der Österreichischen Bundesforste. Heute dient er als Wohngebäude.